Agalloch – The Mantle
Wertung:
7.0/7
Info:
VÖ: 13. August 2002
Spielzeit: 00:00:00
Line-Up:
Tracklist:
1. A Celebration For The Death Of Man…
2. In The Shadow Of Our Pale Companion
3. Odal
4. I Am The Wooden Doors
5. The Lodge
6. You Were But A Ghost In My Arms
7. The Hawthrone Passage
8. …And The Great Cold Death Of The Earth
9. A Desolation Song
„“
USA – „Land of the Free & Home of the Brave“ (…) – Weltpolizei, Fast-Food, Football, HipHop, Rap – Ursprung des „New-Metal“ & Heimat des Brutalo-Death-Metals. Ungeachtet all dieser Klischees, die einem bei einem kurzen „Brainstorming“ so auf die Schnelle einfallen, veröffentlichen drei Männer, die sich J. William W., Anderson und Haughm nennen, unter dem mysteriösen Namen AGALLOCH (=Bezeichnung für eine Holzart, die man wegen ihres wohligen Geruchs verbrennt) ihr zweites Album namens „The Mantle“. Ein Album, das mich seit dem ersten Durchlauf wie fast kein Zweites zu fesseln und zu begeistern weiß. Doch lest selbst:
Vom rein instrumentalen Standpunkt aus könnte man „The Mantle“ im allerweitesten Sinne als Mixtur der ersten beiden Scheiben von ULVER („Bergtatt“ und „Kveldssanger“), früherer OPETH -Werke sowie :OF THE WAND & THE MOON: bezeichnen (dies nur am Rande, um denen, die AGALLOCH noch nicht kennen, ein grobes Bild zu vermitteln). Doch Vorsicht – wie gesagt nur „im allerweitesten Sinne“ – denn etwas nur annähernd Vergleichbares zu dem, was das Trio um Sänger/Gitarrist/Percussionist und zugleich Hauptsongwriter Haughm hier abgeliefert hat, findet sich eigentlich kaum.
Die insgesamt neun Songs des Albums zeichnen sich vor allem durch ihre Liebe für’s Detail aus, ebenso durch ihre wundervollen Melodien, die auf Grund oftmaligem Wiederholens (ohne jedoch dabei als langweilig zu erscheinen) und einem hohen Wiedererkennungswert sofort im Ohr hängenbleiben. Akustische und elektronische Gitarren wechseln sich im Hypnotisieren des geneigten Zuhörers ab oder umgarnen sich im Verlauf dieses fast 70 minütigen Meisterwerks oftmals gekonnt. Zur atmosphärischen Untermalung kommen desöfteren auch synthetische Klänge mit ins Spiel, die jedoch genauso wie das Piano (gegen Ende von „Odal“) oder exotischere Instrumente wie Contrabass („The Lodge“, „…And The Great Cold Death Of The Earth“), Akkordeon und Mandoline (in „A Desolation Song“) zur melancholischen Grundstimmung der Stücke beitragen. Ansonsten bewegt man sich meist in langsameren Gefilden, was zugleich aber nicht ausschließt, dass die verträumten Passagen mit welchen im (manchmal schnelleren) Mid-Tembo-Bereich kombiniert werden. Neben den vier Instrumentals „A Celebration For The Death Of Man“, „Odal“, „The Lodge“ und „The Hawthrone Passage“, die logischerweise ohne Stimme (hier und da jedoch mit ein paar Samples garniert) vorgetragen werden, kommt der Rest der Songs gesanglich sehr abwechslungsreich daher, von flüsternd über klar bis hin zu grimmig krächzend.
Textlich handelt „The Mantle“, soweit ich das überblicken und interpretieren kann, von der menschlichen Beziehung zur Natur („The happiest man is he who learns from nature the lesson of worship“, ein auf die CD aufgedrucktes Zitat des Dichters Ralph Waldo Emerson) und wiederum der Zerstörung dieser durch den Menschen („We are the wounds and the great cold death of the earth…“), außerdem wird über Themen wie Liebe (und die damit verbundenen, oft unbeschreiblichen Schmerzen) und das Leben an sich und dessen unbegreiflichen Sinn philosophiert („For love is the poison of life (…) Lost in the desolation of love (…) Lost in the desolation of life (…) Here’s to love, the sickness – The great martyr of the soul“) ohne dabei jedoch unglaubwürdig oder gar lächerlich zu wirken (wie dies leider bei manch anderer Formation der Fall ist).
Abgerundet wird dieser Hörgenuss durch ein schönes, unaufdringliches Cover-Artwork, das ganz in schlichtem silber-grau gehalten ist (ob das nun etwas damit zu tun hat, dass der Silberling, der in den USA via The End Records veröffentlicht wurde, hierzulande den Startschuss für den Prophecy-Productions-Ableger „Grau“ bedeutet, sei dahingestellt…).
Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen, dass „The Mantle“ im Ganzen eine Ode an die Natur und die Natürlichkeit des Menschen ist, die den in einer immer grauer werdenden, sterilen High-Tech-Welt lebenden Hörer mehr als wehmütig zurücklässt. Ich bedanke mich für ein zeitloses Wahnsinns-Album und zücke (nebst einem Taschentuch…) die Höchstnote, die für dieses Werk noch viel zu wenig ist.
sk / 11.09.2003