Black Light Burns – The Moment You Realize You’re Going To Fall
Wertung:
4.0/7
Info:
VÖ: 10. August 2012
Label: Ninetone Records
Spielzeit: 01:05:26
Line-Up:
Wes Borland – Vocals, Guitars, Bass, Keys
Marshall Kilpatric – Drums
Tracklist:
01. How To Look Naked
02. We Light Up
03. I Want You To
04. The Girl In Black
05. The Colour Escapes
06. Tiger By The Tail
07. Your Head Will Be Rotting On A Spike
08. Torch From The Sky
09. Because Of You
10. Splayed
11. Scream Hallelujah
12. Bakelite
13. Burn The World
15. Grinning Like A Slit
16. The Moment You Realize You’re Going To Fall
„Nicht der große Wurf“
Nach der mehr oder weniger gefloppten LIMP BIZKIT-Reunion, die bisher lediglich das lauwarme „Gold Cobra”-Album [2011] hervorbrachte, hat sich Gitarrenweirdo Wes Borland wieder Zeit für sein als Zweitband aufgezogenes Soloprojekt BLACK LIGHT BURNS Zeit genommen, das bereits mit „Cruel Melody” [2007, wenn auch hierzulande erst 2008 veröffentlicht] und der Coverscheibe „Cover Your Heart/The Anvil Pants Odyssey” [2008] in Erscheinung getreten ist. Bereits „Cruel Melody” hatte musikalisch nur wenig bis gar nichts mit Nu Metal LIMP BIZKIT’scher Prägung zu tun und auch „The Moment You Realize You’re Going To Fall” beweist einmal mehr, dass Borland deutlich vielseitiger agieren kann, als bei er bei seiner Hauptband zeigt.
Der Vorgänger, u.a. mit den Schwergewichten Danny Lohner [NINE INCH NAILS] und Josh Freese [A PERFECT CIRCLE] im Line-Up, krankte – neben der ausladenden Laufzeit – vor allem daran, dass sich Borland keinerlei Mühe gab, seine Einflüsse zu verschleieren, bzw. Eigenständigkeit zumindest zu simulieren [„Mesopotamia” = QUEENS OF THE STONE AGE, „Stop A Bullet” = NINE INCH NAILS, „Lie” = FILTER]. Das ist mit „The Moment You Realize You’re Going To Fall” etwas besser geworden: BLACK LIGHT BURNS spielen immer noch modernen, industriell angehauchten, zeitweise relativ schrägen Alternative Rock, der sich prinzipiell keine Grenzen gesetzt hat, aber manchmal kommt immer noch diese plumpe Kopiermechanismus zum Vorschein. So klingt „The Colour Escapes” in den Strophen so frech nach alten MASSIVE ATTACK, dass es schmerzt und auch die QUEENS OF THE STONE AGE müssen wieder herhalten [„I Want You To” und weite Teile von „Scream Hallelujah”], wenn auch dieses Mal nicht ganz so offensichtlich wie beim letzten Mal. Der größte Einfluss/Eckpfeiler sind aber immer noch NINE INCH NAILS, was nicht zuletzt an der Stimme von Borland liegt, die meistens nach einem indifferenten Trent Reznor klingt – was nicht zwingend negativ gemeint ist.
Dieses Mal hat Borland [zwangsweise?] kleinere Line-Up-Brötchen gebacken und sich lediglich für die Drums Hilfe von Marshall Kilpatric [ex-THE ESOTERIC, ex-TODAY IS THE DAY] geholt. Nicht einmal die Produktion und das Artwork hat Wes ausgesourct, so dass man hier wirklich von einem Soloalbum sprechen kann. Und auch hier sind Herrn Borland einige tolle Songs gelungen, aber insgesamt ist das Teil wie auch schon der Vorgänger viel zu lang geraten. Mindestens vier bis fünf Songs würde bestimmt niemand vermissen und so richtig genial ist eigentlich nur „Because Of You” geworden. Der Rest ist ordentlich bis sehr gut, aber Überhits und wirkliche Gänsehautmomente finden sich auch nach dem öchzigsten Durchlauf nicht auf „The Moment You Realize You’re Going To Fall”. Das ist alles gut gemeint, sympathisch dargeboten und streckenweise auch wirklich ansprechend, aber man wird das Gefühl nicht los, dass Wes Borland wieder hinter seinem Potential als Musiker und Songwriter zurückbleibt. Und das ist sehr schade.
Wirklich schwach ist „The Moment You Realize You’re Going To Fall” natürlich nicht, aber es ist eben auch kein Album, dass einen bei den Eiern packt. Wer „Cruel Melody” schon für das Beste seit der Erfindung von Hanuta hielt, der wird auch hier sehr, sehr glücklich werden – alle anderen bekommen ein Album, das seine Momente hat, aber mehr auch leider nicht.
Michael Siegl / 05.08.2012