Blind Guardian Twilight Orchestra – Legacy Of The Dark Lands

Wertung
7/7 Punkten
Info
VÖ: 08.11.2019
Label: Nuclear Blast
Spielzeit: 01:10:33
Line-Up
Hansi Kürsch
André Olbrich
Tracklist
01. 1618 Overture
02. The Gathering
03. War Feeds War
04. Comets And Prophecies
05. Dark Clouds Rising
06. The Ritual
07. In The Underworld
08. A Secret Society
09. The Great Ordeal
10. Bez
11. In The Red Dwarf’s Tower
12. Into The Battle
13. Treason
14. Between The Realms
15. Point Of No Return
16. The White Horseman
17. Nephilim
18. Trial And Coronation
19. Harvester Of Souls
20. Conquest Is Over
21. This Storm
22. The Great Assault
23. Beyond The Wall
24. A New Beginning
Es ist kein Geheimnis, dass BLIND GUARDIAN sich thematisch oft und gern in Kreisen der Fantasy Literatur aufhalten. Ebenso wenig ist es ein Geheimnis, dass die Krefelder der Klassik nicht abgeneigt sind. Bereits vor über zwanzig Jahren, etwa zu Zeiten des „Nightfall In Middle Earth“-Albums, ließen André Olbrich und Hansi Kürsch im Ansatz erahnen, was denn wohl zu erwarten wäre, würde man sich selbst diesbezüglich von der Leine lassen. So kam es nicht von ungefähr, dass man zu der Zeit im stillen Kämmerlein begann, an eben dem Zeug zu feilen, was uns nun als „Legacy Of The Dark Lands“ im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren fliegt.
„Klassik oder Klassiker – in diesem Falle beides“
Es beginnt mit einer Overtüre und ganz ehrlich, bereits die ersten Takte, die ersten Momente dieses monumentalen Werkes haben den Schreiber dieser Zeilen bereits fest bei den „was-auch-immer“ gepackt. Dabei geht es in genau diesen Anfangsminuten gar nicht mal um das Konzept oder dessen inhaltliche Umsetzung. Sondern um das fulminante Klangerlebnis, welches mit Hilfe vom sage und schreibe 90-köpfigen Prague Filmharmonic Orchestra [aufgenommen im Prager Rudolfinum ] hier dargeboten wird. Schnell wird klar, dies ist weder Klassik noch Metal [noch eine halbherzig zusammen geschusterte Kombination dessen] von der Stange. Die Dramatik, die der Musik zugrunde liegt, wird mit jedem Takt grandios in Szene gesetzt, die elektrischen Gitarren werden in keinster Weise vermisst. Im Gegenteil, das würde der „Heavyness“ dieses Werkes definitiv abträglich sein. Bombastische Klassik, unterbrochen von kurzen Hörspielpassagen aus der Romanvorlage, das ist der Rahmen dieses [ Meister- ] Werkes. Obwohl unterbrochen eigentlich nicht die richtige Vokabel dafür ist, denn genau diese Sequenzen geben der ganzen Sache noch zusätzliche Dynamik. Über dem Ganzen thront [und mehr braucht es nicht] die Stimme von Hansi Kürsch, über dessen Sangesqualitäten nun wahrlich nicht gestritten werden muss. Basis für die Story ist übrigens eine Geschichte von Fantasy Autor Markus Heitz [„Die Zwerge“], seine Fortsetzung von „Die dunklen Lande“ wird hier in beeindruckender Weise vertont. Einzelne Songs heraus zu picken erscheint unmöglich, denn zu komplex ist das Ergebnis geworden. Ebenso unmöglich ist es, die Skip-Taste zu drücken, denn man könnte etwas verpassen.
Womit MANOWAR einst kläglich scheiterten, wird hier in absoluter Perfektion nachgewiesen. „Legacy Of The Dark Lands“ ist meiner Meinung nach mehr Metal als bei vielen ähnlichen anderen Projekten, die eben an genau diesem Anspruch scheiterten. BLIND GUARDIAN habe ich sicherlich eine Menge zugetraut, was dieses lange vor sich hin schlummernde Projekt angeht. Aber das Ergebnis haut mich dann doch komplett vom Hocker. Klar hört man dieses Album nicht so nebenher, schon gar nicht bei einem geselligen Abend. Nein, hier müsst ihr eintauchen in eine andere Welt, eintauchen in eine Welt voller Magie. Zugang zu dieser Welt zu finden ist übrigens gar nicht so schwer. Vergesst einfach mal für eine Weile den üblichen Mainstream, der unser tägliches Dasein beherrscht und begebt euch in die siebzig-minütige Fantasy-Welt, geschaffen von Markus Heitz und BLIND GUARDIAN. Es winkt als Belohnung eine ganze Palette voller Gänsehautmomente!
Frank Wilkens / 07.11.2019