Callisto – Providence
Wertung:
4.5/7
Info:
VÖ: 27. März 2009
Label: Fullsteam Records
Spielzeit: 01:08:29
Line-Up:
Markus Myllykangas – Backing Vocals/Guitar
Johannes Nygård – Guitar
Juho Niemelä – Bass/Backing Vocals
Ariel Björklund – Drums
Arto Karvonen – Synth, Sampler
Jani Ala-Hukkala – Vocals
Tracklist:
01. In Session
02. Rule The Blood
03. Covenant Colours
04. Eastern Era
05. New Canaan
06. Stasis
07. Where The Spirits Tread
08. Dead Weight
09. Drying Mouths [In A Gasping Land]
10. Providence
„Zwiespältig“
CALLISTO haben noch nie auf eine gängige Formel gesetzt, nach der ihre Alben gestrickt sind, sondern immer wieder mit Überraschungen aufwarten können. Auf „Providence“, ihrer dritten Full Length, wird jedoch genau diese Experimentierfreudigkeit zur zwiespältigen Angelegenheit.
Nachdem die Finnen mit dem Vorgänger „Noir“ ein äußerst amtliches Stück Musik vorgelegt hatten, das eine spürbar positive Entwicklung darstellte, stellt „Providence“ eine erneute Änderung der Marschrichtung dar. Dafür ist in erster Linie der neue Sänger Jani Ala-Hukkala verantwortlich, der mit seinem sehr häufig eingesetzten Klargesang das Gesamtbild von CALLISTO ganz klar bestimmt. Nur selten gibt es noch aggressives Shouting von Markus Myllykangas, dem bisherigen Sänger, der sich nun fast ausschließlich auf die Gitarre konzentriert. Damit verlieren CALLISTO spürbar an Härte und Biss, denn auch die wuchtigen und mitreißenden Doomcore/Post-Hardcore-Einschübe sind weitgehend Geschichte und treten nur noch selten in Erscheinung. Irgendwie schade, aber andererseits verständlich, da Janis Gesang nicht wirklich dazu passen würde. Vorteilhaft daran ist, dass die häufigen Vergleiche mit NEUROSIS, ISIS und CULT OF LUNA nicht mehr ziehen, und wenn dann höchstens noch mit letzteren oder auch THE OCEAN aufgrund der sehr atmosphärischen Einschübe. Mit der alles erdrückenden Trostlosigkeit und Schwere einer Band wie NEUROSIS hat der inzwischen sehr eingängige und Post-Rock-lastige, oft nahezu ‚poppige’ und weiche Sound von CALLISTO jedenfalls nichts mehr zu tun. Und da liegt auch das Problem von „Providence“: Jani steht zu sehr im Vordergrund und lenkt von der wichtigen Instrumentalarbeit ab, während er zwar weitgehend gute Arbeit leistet, aber manchmal zu arg vor sich hinnölt und klingt, als hätte er eine heiße Kartoffel im Mund. Darunter leiden auch die Songs, denn nachdem „In Session“ und „Rule The Blood“ einen positiven Start markieren, lässt deren Qualität zur Mitte hin deutlich nach, sodass einige belanglose Plätscherpassagen auftauchen und die Lieder zu lange brauchen, ehe sich überhaupt eine Entwicklung abzeichnet. Vor allem gegen Ende kann jedoch mit „Drying Mouths [In A Gasping Land]“ und dem Titelstück noch mal richtig gepunktet werden, denn diese beiden Songs zeigen, wie ausgezeichnet die geschickte Mischung aller Komponenten funktionieren kann!
„Providence“ ist und bleibt auch nach etlichen Durchläufen eine zwiespältige Angelegenheit. Ein wirklich schlechtes Album haben CALLISTO damit längst nicht abgeliefert, aber es befindet sich viel Licht und Schatten auf dem Silberling. Einerseits ist es sehr mutig von der Band, einen solch großen Schritt zu unternehmen, andererseits ist die Musik oftmals nur schwer als die von CALLISTO zu erkennen, was nicht ganz im Sinne des Erfinders sein dürfte. Hoffentlich wird daher auf der nächsten Scheibe wieder mehr Augenmerk auf eine gut funktionierende und homogene Mischung gelegt und der omnipräsente Klargesang etwas reduziert, denn dass die Finnen jede Menge Potenzial haben, ist unbestritten. Auf „Providence“ geht die Rechnung jedoch leider nicht ganz auf, sodass alle Interessierten erst einmal vorsichtig auf MySpace reinhören sollten. Schade…
Alexander Eitner / 20.03.2009