Carpathian Forest – Likeim
Das nenne ich mal ein Comeback. CARPATHIAN FOREST sind jetzt fast so lange weg gewesen, wie sie da waren. Aber Metalfans vergessen nicht – die großartigen ersten Alben in den Neunzigern, aber sicherlich auch nicht die unterirdischen Konzerte vor fünf, sechs Jahren, nach denen Nattefrost endgültig abtauchte und sich einem hoffentlich erfolgreichen Entzugsmarathon widmete. Jetzt ist er zurück, laut Interviewaussagen deutlich geläutert, mit komplett neuer Backingband (im Wesentlichen Musiker von SVARTTJERN), neuem Label – und, fuck yeah, altem Konzept.
„Das ist das, was man von CARPATHIAN FOREST hören will, nicht mehr, nicht weniger.“
Der neue Song „Likeim“ ist weise gewählt, wenn man beweisen will, dass man’s noch kann: Extrem reduziert auf einige wenige punkige Black’n Roll-Riffs, keine drei Minuten lang, mit ein bisschen Filmzitat-Sample, ein paar schummrigen Keyboards (das hat echt „Black Shining Leather“-Feeling), und ansonsten einfach nur roher, rockiger Energie. Das ist das, was man von CARPATHIAN FOREST hören will, nicht mehr, nicht weniger. Auffällig ist lediglich, dass Nattefrosts Stimme hörbar unter den Exzessen der letzten Jahr(zehnt)e gelitten hat. Da sind schon eine Menge Effekte und viel Abwechslung in der Stimme nötig, damit’s noch wirkt. Das ist aber auch der einzige echte musikalische Kritikpunkt. Ansonsten – gut gemacht, auch bezüglich der rotzigen, aber durchaus zeitgemäßen Produktion. Wenn das kommende Album dieses Niveau hält, wird keiner mehr davon reden, was in den letzten zwölf Jahren so passiert oder nicht passiert ist.
Ach ja: Die B-Seite dieser EP ist „All my friends are dead“, ein TURBONEGRO-Cover. Das ist wohl eher selbsttherapeutisch zu verstehen, als dass man es musikalisch ernstnehmen müsste. Alles ganz nett und so, aber ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage: Ein zweiter eigener Song wäre sicher die fanfreundlichere Variante gewesen, wenn man mit der Spielzeit eh schon unter sechs Minuten bleibt.
Florian Dammasch / 14.04.2018