Darkthrone – The Cult Is Alive
Wertung:
7.0/7
Info:
VÖ: 27. Januar 2006
Label: Peaceville Records
Spielzeit: 00:00:00
Line-Up:
Tracklist:
01. The Cult Of Goliath
02. Too Old, Too Cold
03. Atomic Coming
04. Graveyard Slut
05. Underdogs And Overlords
06. Whisky Funeral
07. De Underjordiske
08. Tyster På Gud
09. Shut Up
10. Forebyggende Krig
„Zwei glorreiche Halunken“
„Hey Ted, schalt’ mal den Gitarren-Verzerrer auf ,alte SODOM’, wir nehmen jetzt ,Graveyard Slut’ auf!“ „Verdammt, Fenriz! Hättest Du nicht den verfluchten Whiskey über das Equipment verschüttet, würde die ,HELLHAMMER’-Einstellung noch funktionieren…“ So oder ähnlich mag sich der unbedarfte Hörer die Konversationen zwischen unseren beiden vertrottelt-bösen Helden aus Kolbotn vorstellen, während er sich „The Cult Is Alive“ zu Gemüte führt, das mittlerweile zwölfte Klangwerk aus dem Hause DARKTHRONE. Zeitgleich mit dem neuen Plattenvertrag bei Peaceville haben Ted und Gylve ihr eigenes Aufnahmestudio wieder in Betrieb genommen, um auch mit klangtechnischen Mitteln die Wichtigkeit des neuen Albums zu unterstreichen. Um Kritikern vorweg den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ja, sie haben es mit der Produktion wohl etwas übertrieben, denn die neuen Kompositionen brettern glasklar und (auf den ersten Hördurchlauf) „glattpoliert“ aus den Boxen. Diese Tatsache, in Kombination mit der Veröffentlichung der ersten „Single“ der Bandgeschichte (in Wirklichkeit eher eine EP) mag manchem Puristen aufs Gemüt drücken, drängen sich doch so manchem Assoziationen mit „Ausverkauf“ und „Anbiederung“ auf. Dass dieser Verdacht letzten Endes unbegründet ist, beweist nicht nur die Reichhaltigkeit des Materials auf der EP, sondern auch die nähere Auseinandersetzung mit „The Cult Is Alive“.
Konnte man noch bei „Sardonic Wrath“ die „fehlende Weiterentwicklung“ von „Hate Them“ monieren (denn entwickelt haben sich DARKTHRONE von Album zu Album!), so ist die neue Scheibe als musikalisches Statement und als Dokument einer künstlerischen Reife zu verstehen, deren Bekenntnis gleichermaßen Mut wie „fucking balls“ voraussetzt. Eigenschaften, die den Metal groß gemacht haben. DARKTHRONE gehören schon seit Jahren nicht mehr zum „Underground“, doch das spielt keine Rolle. Nach wie vor stehen sie für die Kernaussage des TRUE NORWEGIAN BLACKMETAL, sind sie auch den Kinderschuhen der plakativen Rebellion entwachsen. Diese überlässt man getrost der zweiten Generation, um selbst die alten Werte mit einem gehörigen Augenzwinkern weiterzutragen, und dabei eine gehörige Menge an Ringnes-Bier, Jägermeister und Jack Daniels zu vernichten. Ebenso wie Kollege NATTEFROST verschießt die „League Of Gentlemen“ des Blackmetal gespitzte Pfeile der Ironie, verpackt in ihre ureigenen Arrangements. Trotz des „fetten“ Sounds sind nämlich Kompositionen wie „The Cult Of Goliath“, „Whiskey Funeral“ oder „Atomic Coming“ genau das, was man erwartet. Hier wird die Brücke geschlagen zur Basis, zu Bands wie SODOM, HELLHAMMER/CELTIC FROST und BATHORY. Vertretern der sogenannten „First Wave“ also, die sich schon seit jeher zwischen den „Uhh!“s und „Open Chords“ tummeln. Was schon immer essentieller Bestandteil von Songs des TNBM-Flaggschiffes war, wird hier fast bis zur Parodie ausgereizt und mündet in einem „Gute-Laune“-Album, gewürzt mit einem Schuß des vielgerühmten sardonischen Blackmetal-Humors. Gerade textlich wird das umgesetzt bei „Too Old, Too Cold“, „Whiskey Funeral“ (mit Gesang von Fenriz) oder „Shut Up“, einer bitterbösen Abrechnung mit der modernen „Blackmetal-Szene“ („Are you satan? I don’t think so. You copy my style and call yourself a man!“). Und wer hier Einflüsse von Punk oder Crust zu erkennen vermeint, liegt völlig daneben.
„The Cult Is Alive“ bietet sicher keinen Blackmetal traditioneller Machart, zeugt aber von der Rückkehr einer monumentalen Institution, welche die wahren Werte des Blackmetal ungeschminkt und auf ihre Art grimmig verkörpert! Trotz des „rockigen“ Sounds und einiger MOTÖRHEAD-lastiger Spielereien kriegen wir hier „110% Metal“ aufs Auge geballert, bis es schmerzt. Primitives Drumming, scharfkantige, schneidende Gitarrenchords und ein deutlich zurückhaltender Bass, gepaart mit Nocturnos mehr denn je nach Tom Warrior klingendem Gegröle und Fenriz’ Keifgesang sprechen eine deutliche Sprache. Meine Empfehlungen: „Graveyard Slut“ (gerade wegen der beinahe lustigen Vocals) und „Whiskey Funeral“ (aufgrund des klassischen „Arsch-auf-Grundeis-Gefühls“). Hier darf man Spaß haben! Max Necro sagt: „Fucking buy, or else Satanism is fucking lost on you!“
AirRaids / 03.03.2006