Helheim – raunijaR
Wertung:
6.0/7
Info:
VÖ: 04. Dezember 2015
Label: Dark Essence Records
Spielzeit: 00:41:30
Line-Up:
Vgandr – Bass, Vocals
H’grimnir – Guitars, Vocals
Hrymr – Drums
Noralf – Guitar
Tracklist:
1. Helheim 9
2. Raunijar
3. Åsgards Fall III
4. Åsgards Fall IV
5. Odr
„Ehrlich, authentisch, aber alles andere als zugänglich“
„Heiðindómr Ok Mótgangr“ zählte für mich zu den besten Alben des Jahres 2011. Erstmals nach vielen Jahren war es HELHEIM wieder gelungen, mich mit ihren düsteren, zähen Riffs und dem charakterstarken, melancholischen Gesang zu packen und mir so richtig unter die Haut zu gehen. Die Erwartungen an das neue und achte Werk der Norweger waren also hoch gesteckt, doch „raunijaR“ nimmt diese Hürde mit Leichtigkeit, wenn es die Herren auch von einer anderen Seite zeigt als sein Vorgänger.
Während „Heiðindómr Ok Mótgangr“ – man denke nur an das grandiose Eröffnungsriff von „Viten Og Mot (Sindighet)“ – in mir stets die Assoziation mit Finsternis, zuweilen verlockend einladend und verschlingend, zuweilen aber auch abweisend und kalt, erweckt, wirkt „raunijaR“ regelrecht intim. „Helheim 9“ und ebenso „Åsgårds Fall III“ beschwören mit akustischen Gitarren, dezenter Maultrommel und authentisch einnehmendem Gesang das Gefühl von Abgeschiedenheit und doch Vertrautheit und erinnern dabei dezent an die Schweden LÖNNDOM. Insbesondere „Åsgårds Fall III“ mit seinen hypnotischen Wiederholungen, aktenzuierenden Chören und dem im Grunde recht gleichförmigem, aber dabei unglaublich effektivem Gesang wirkt dabei zunächst so unscheinbar, bohrt sich jedoch mit jedem Durchgang tiefer in die Gehörgänge und setzt sich dort regelrecht fest.
Highlight des Albums ist jedoch das abschließende Doppel „Åsgårds Fall IV“ und „Odr“, das mit seinen epischen, aber niemals ausufernden Riffs, dem vorsichtig treibenden Rhythmus und den emotionalen, ergreifenden Vocals tief unter die Haut geht. Bemerkenswert ist dabei vor allem die charmante Dezenz, mit der HELHEIM zu Werke gehen und mit der einzelne Passagen und Melodien den Hörer umschmeicheln, ganz unerwartet fesseln und ihm Schauer über den Rücken jagen. Während andere Bands dafür ein Feuerwerk an Epik und Effekten zünden müssen, wirken die Norweger zurückhaltend, bedacht und ehrlich. Einzelne, gezielt verstreute Details wie die schon aus „Heiðindómr Ok Mótgangr“ bekannten tiefen Bläser und die kurze, prägnante Geigenmelodie am Ende „Odr“s sorgen schließlich für eine einzigartige Würze.
„raunijaR“ ist eigen, nicht gerade einfach zu greifen, aber wirklich großartig, hat man erst Zugang zu dem Album gefunden. Chapeau! für dieses famose Beispiel an Charakter, Ehrlichkeit und einer unvergleichlicher Atmosphäre inmitten von Hochglanz-Veröffentlichungen, die sich über Pomp und Image definieren müssen.
Katha / 22.01.2016