Imperia – Tears Of Silence
Wertung:
2.5/7
Info:
VÖ: 20. November 2015
Label: Massacre Records
Spielzeit: 01:05:42
Line-Up:
Helena Iren Michaelsen – Vocals
Jan „Örkki“ Yrlund – Guitars
Gerry Verstreken – Bass
Stefan „Steve“ Wolz – Drums
Tracklist:
01. Silence Is My Friend
02. Crossroads
03. Broken When The Silence Cries
04. Away
05. Friheten Vil Seire
06. My Screaming Heart
07. Motherlove
08. The Vikingsong
09. Spirit Chase Keep Fighting
10. Innocent Child
11. Wings Of Hope
12. We’ll Be Free
13. Broken Hearts
„Redlich bemüht“
Was Helena Iren Michaelsen nicht alles schon so in ihrer langen Karriere als Frontfrau erlebt hat. Nachdem sie 2000 die Band TRAIL OF TEARS verließ, um sich danach einer Band SAHARA DUST [die sich nach dem Weggang von Fr. Michaelsen eine gewisse Simone Simons ans Mikro holten und sich fortan EPICA nannten] zu widmen, ging es 2003 schließlich mit der eigenen Band IMPERIA an den Start.
Das letzte Lebenszeichen von IMPERIA hieß „Secret Passion“, stammt aus dem Jahr 2011 und verschlang den Schreiber dieser Zeilen mit Haut und Haaren [oder umgekehrt]. Wie auch immer, mich hat die Platte schlichtweg begeistert. Irgendwie schade, dass nach Erscheinen dieses Werkes Funkstille herrschte, glaubte ich doch an den ganz großen Durchbruch dieser Female-Fronted-Gothic Band. Doch nichts Derartiges geschah. Nun also doch endlich das neue Album „Tears Of Silence“, was war die Vorfreude groß. Doch bereits nach dem Opener macht sich gepflegte Ernüchterung bemerkbar. Abgegriffene Songstruktur, die bei EPICA oder NIGHTWISH längst im Keller verstauben, eine Sängerin, die sich redlich müht, gegen die übermächtig wirkende Soundwand zu bestehen. Christian Moos hat „Tears Of Silence“ gemischt und Jacob Hansen gemastert. Eigentlich optimale Voraussetzungen, aber irgendwie hat man für meinen Geschmack zu sehr auf den Bombast-Effekt gesetzt und die „Seele“ der Musik vernachlässigt. Die abgedroschene Phrase „Weniger ist mehr“ darf an dieser Stelle wieder einmal herhalten. Insgeheim hoffe ich auf Besserung, doch die möchte sich nicht einstellen. Kleines Highlight ist „Motherlove“. Hier wird alles gezeigt, was eigentlich möglich wäre. Schöner Refrain hier, treibender Groove oder ein wenig mehr Geschwindigkeit dort. Ansonsten bleibt es dabei, routiniert gestrickte Songs, die darunter leiden, dass auf Maximum aufgebläht wird. Selbst „The Vikingsong“, das mit mehr oder weniger spannenden Folkelementen glänzt, schmeißt mich nicht vom Hocker, so etwas bekommen MANEGARM derzeit besser auf die Reihe. Fluch und gleichzeitig Segen möchte ich den Versuch bezeichnen, möglichst viele Tendenzen innerhalb von einer Stunde und ein paar Minuten unter zu bringen. Es erfordert Mut, verschiedene Elemente aus Gothic, Symphonic Metal, Industrial oder auch mal seichten Pop zu verarbeiten. Aber es fehlt meines Erachtens nach die letzte Konsequenz, der letzte Funke, der aus all diesen Fragmenten Killersongs macht. Das Konzept funktioniert nur bedingt, viele gute Ansätze verlieren sich einfach in den teils arg zu langen Songs.
Schade, schade, schade. Die Magie, die Helena Michaelsen seinerzeit [zumindest bei mir] verströmte, ist wenn auch nicht komplett dahin, so dennoch merklich abgekühlt. Nach vier Jahren hätte man vielleicht nicht eine neue Revolution auf diesem Sektor der harten Musik erwarten müssen, aber was IMPERIA hier abliefern, kommt über den genreüblichen Standard selten hinaus. So ist „Tears Of Silence“ leider ein Album geworden, welches überwiegend an mir vorbeirauscht und das vielleicht nicht jeder Musikliebhaber wirklich zwingend braucht.
Frank Wilkens / 17.11.2015