Isis – Panopticon
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Dass es sich sehr oft lohnt, den Fuß ein wenig vom Gas zu nehmen und einen Gang zurückzuschalten, beweisen ISIS mit ihrem kürzlich erschienenen Album „Panopticon“ ein weiteres Mal. Viel Potential steckte in dieser amerikanischen Combo schon immer, was man einerseits an der kontinuierlichen Verbesserung von Album zu Album ablesen kann und andererseits am ständigen Vergleich mit den allmächtigen NEUROSIS. Doch mit dem „Panopticon“ setzen die Musiker ihrem bisherigen Schaffen das ultimative(!) Sahnehäubchen auf.
Es ist eine fast greifbare, musizierte Ausgeglichenheit, die das komplette Album durchzieht und dieses dadurch so einzigartig macht. Die wilden „Noise-Core-Attacken“ der frühen Tage sind, man muss ganz klar sagen glücklicherweise, einer andersartigen Gewalt gewichen. Einer, wenn es einmal lauter zugeht, trotz allem „sanften“ und irgendwie vertrauten Gewalt, die trotzdem umso mehr fesselt. Perfekt gepaart mit beruhigend-verträumten, ambientartigen Teilen entfalten sich auf ISIS’ Meisterstück sieben Tracks von wirklich äußerst selten erlebter, emotional mitreißender Qualität, so dass es einem vor Ergriffenheit oftmals fast die Tränen in die Augen treibt. Die Zeit scheint beim Hören stillzustehen und dann fühlt man sie, die permanente und schmerzhaft brennende Wehmut. Nicht selten fühlt man sich dabei an eine andere Legende des Undergrounds erinnert: GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR. Doch schlicht kopiert werden „Kanadas Finest“ von ISIS zu keiner Sekunde. Ähnlichkeit besteht vielmehr in der Façon des Musizierens, der Struktur der Kompositionen und der damit auf den Hörer erzielte Wirkung. Dass hierbei die reine Musik im Vordergrund steht, verdeutlicht schlussendlich auch die Tatsache, dass der – zwar an den damit versehenen Stellen sehr gut zur Geltung kommende – Gesang keine Überpräsenz genießt, sondern eher wie ein weiteres Instrument wirkt. Um eine Aussage zu tätigen, benötigt es bei solch begnadeten Songschreibern wie ISIS eben nicht vieler Worte.
Mit dieser Stunde Musik haben sich ISIS unsterblich gemacht. Auf gleicher Höhe mit ihren Vorbildern NEUROSIS, die 2004 mit „The Eye Of Every Storm“ ein ebenso schweres Geschütz gegen die armen Seelen der unvorbereiteten Hörerschaft auffuhren, erklimmen sie den Olymp großartiger und zeitloser Gitarrenmusik.
Nach diesem Album ist nichts mehr wie es einmal war. Für jeden, der auch nur einen Tropfen Blut in seinen Adern hat, und der noch nicht zu einem emotionslosen Steinklumpen verkommen ist, liefert „Panopticon“ den perfekten Soundtrack fürs Leben. Besser kann man es nicht sagen, denn besser geht es schlicht nicht.
sk / 25.01.2005