Kid Rock – First Kiss
Wertung:
2.5/7
Info:
VÖ: 20. Februar 2015
Label: Warner Music
Spielzeit: 00:44:49
Line-Up:
Kid Rock – Vocals, Percussion, Programming
Marlon Young – Guitars, Bass
Tracklist:
01. First Kiss
02. Good Times, Cheap Wine
03. Johnny Cash
04. Ain’t Enough Whiskey
05. Drinking Beer With Dad
06. Good Time Lookin‘ For Me
07. Best Of Me
08. One More Song
09. Jesus And Bocephus
10. FOAD
„Ich schmier‘ mir ein Brot“
Es ist etwas mehr als anderthalb Dekaden her, da erschien KID ROCK [nach drei auf seinem eigenen Label veröffentlichten und von der breiten Masse nicht wahrgenommenen Alben] mit einem Donnerschlag namens „Bawitdaba“ und dem zugehörigen Crossover-Meilenstein „Devil Without A Cause“ auf der Bildfläche und wurde daraufhin von diversen Medien bereits als die „Zukunft des Rock“ gefeiert. Doch schon bald wandte er sich mehr und mehr vom „Dicke Hose“-Rap-Rock seines Durchbruchalbums ab und versuchte sich in Southern Rock und Country, so auch in seinem größten Hit „All Summer Long“. Sein neuestes Album „First Kiss“ folgt ebenfalls weiterhin dieser Marschroute.
Dabei springt einem zunächst natürlich mal das grottenschlechte Cover ins Gesicht, das – ganz in Pink gehalten – einen lieblos gezeichneten Mund zeigt, in dessen Winkel eine nicht weniger lieblos wirkende Zigarette steckt. Warum KID ROCK für sein insgesamt zehntes Album vom erprobten Muster – seine bisherigen Alben zierten fast allesamt ein Foto von ihm selbst in möglichst cooler Pose – abgerückt ist, bleibt jedoch sein Geheimnis. So viel zur Optik, musikalisch setzt Herr Rock – wie schon erwähnt – erneut auf die Southern Rock und Country-Schiene, hat dabei aber mittlerweile auch den allerletzten Biss verloren. Das geht mit dem zahnlosen Titelsong, der starke Erinnerungen an Bryan Adams‘ „Summer Of ’69“ weckt, schon bitter los und wird mit einigen weiteren, wirklich schlimmen Stücken immer deutlicher. Egal ob „Johnny Cash“, „Best Of Me“, „One More Song“, das völlig irreführend betitelte „FOAD“ [eine harmlose Weichspüler-Nummer namens „Fuck Off And Die“, wo gibt es denn so etwas?] oder der absolut unsägliche Gruselschocker „Drinking Beer With Dad“: KID ROCK lässt wirklich kein Klischee aus und gibt sich allergrößte Mühe, die Herzen aller hinterwäldlerischen US-Hausfrauen zu erobern. Passend dazu sind die Texte dermaßen flach, dass es teilweise schon fast weh tut. KID ROCK erzählt Geschichten aus seinem Leben, die seinen ersten Kuss und das erste Bier mit dem Papa auf der Veranda behandeln, aber sein Erzählstil ist in seiner Banalität ein regelrechtes Ärgernis. Völlig lieblos reiht er eine unspektakuläre Jugend-Erinnerung an die nächste und reimt dabei im Stile von „Ich schmier‘ mir ein Brot / Die Marmelade ist rot“, wobei hier die Betonung auf dem ersten Wort liegt, denn erschreckenderweise beginnt gefühlt jede neue Zeile mit dem Wörtchen „I“.
Eines muss man KID ROCK hinsichtlich „First Kiss“ dann doch wirklich lassen: Das Album ist in seiner Gesamtheit absolut konsequent. Angefangen beim völlig beschissenen Cover, über die total unspektakuläre und vorhersehbare Musik, bis hin zu den unterirdischen Texten – hier passt einfach alles zusammen. Wenn sich KID ROCK zuletzt noch ein bisschen künstlerische Kredibilität bewahrt hat, dann ist hiermit nun endgültig vorbei.
Timo Beisel / 08.03.2015