October File – Monuments
Wertung:
4.0/7
Info:
VÖ: 27. Oktober 2005
Label: Golf Records
Spielzeit: 00:00:00
Line-Up:
Tracklist:
01. One And All
02. Blood And Sweat
03. Monuments
04. 4 (Features Boyd Rice Sample)
05. Sleeping Through (BBC Session)
06. Enemy In A State (BBC Session)
„Mal was Anderes“
Wenn der handelsübliche Deutsche an unsere lieben Freunde von der Insel (sprich: die Engländer) denkt, kann es schon mal sein, dass sich dabei Adjektive wie „bekloppt“ den Weg durch die Gehirnsuppe bahnen. OCTOBER FILE sind Engländer, praktizieren einen recht eigenwilligen und ausgesprochen uneingängigen Musikstil und können sich scheinbar auch nicht so recht entscheiden, wieviele Alben sie bisher schon aufgenommen haben (das vorliegende „Monuments“ wird nach der 2004er-EP „How To Lose Friends And Alienate People“ als Debutalbum betitelt – das stimmt aber nicht). Engländer halt.
Was bleibt, ist die Essenz, dass OCTOBER FILE ein ganz schön eigenwilliger Haufen sind. Auf dem beiligenden Handzettel heißt es, in ihrem Zusammenhang fallen musikalisch immer wieder die Namen KILLING JOKE, BIG BLACK und BOY SETS FIRE, wobei ich mich ernsthaft frage, ob alle anderen zuviele oder ich einfach zu wenig Drogen genommen hab, um solche Parallelen nachvollziehbar zu finden.
Fest steht, dass die Herren Hollyer und Co. eine recht unübliche Art von Post-Hardcore/Punk mit textlicher Orientierung an gesellschaftlichen, persönlichen sowie politischen Missständen von sich geben und dies musikalisch noch durch die Einbringung von Wave- und Noise-Einflüssen unterstützen. Dadurch gestaltet sich die komplette Scheibe mit ihren knapp 25 Minuten als äußerst schwere Kost, Melodien bleiben – sofern vorhanden – erst gar keine hängen, dafür ist „Blood And Sweat“ ein Paradebeispiel für sehr merk- und fragwürdiges Gitarrengeschrammel Marke 2-Ton-Riffs (exakt selbiges findet sich auch nochmal bei der Gitarrenbridge von „Enemy In A State“….ok….vielleicht ist es auch ein Solo, wenn man zwei permanent alternierende Töne über eine Dauer von 25 Sekunden so bezeichnen will).
Den Höhepunkt in Sachen Noise bildet dann der sich vom kompletten Rest deutlich unterscheidende Track „4“, welcher mit Samples des umstrittenen Noise-Wegbereiters Boyd Rice unterlegt ist und eine ausgesprochen abgedrehte, psychedelisch-verstörte Endzeit-Atmosphäre schafft. Fast schon entspannend wirken dagegen die letzten beiden Nummern, die deutlich Punk-orientierter auch bereits auf ihrem Debutalbum „A Long Walk On A Short Pier“ zu finden waren.
Ich bin ehrlich gesagt ausgesprochen ratlos, wem genau ich die Scheibe empfehlen soll, da mir persönlich nicht eine einzige Band mit ähnlichem Sound einfällt. Antesten sollten sie Fans von Post-Hardcore mit Hang zu komplexen, sperrigen Kompositionen aber auf jeden Fall, von den ersten vier Tracks findet ihr Samples auf der Homepage der Band.
sherry / 29.10.2005