Sonata Arctica – Talviyö

Wertung
6/7 Punkten
Info
VÖ: 06.09.2019
Label: Nuclear Blast
Spielzeit: 00:56:28
Line-Up
Tony Kakko – Vocals
Elias Viljanen – Guitar
Henrik Klingenberg – Guitar
Pasi Kauppineni – Bass
Tommy Portimo – Drums
Tracklist
01. Message From The Sun
02. Whirlwind
03. Cold
04. Storm The Armada
05. The Last Of The Lambs
06. Who Failed The Most
07. Ismo’s Got Good Reactors
08. Demon’s Cage
09. A Little Less Understanding
10. The Raven Still Flies
11. The Garden
Mit „Talviyö“ legen die Finnen SONATA ARCTICA ihr mittlerweile zehntes Album vor. Man ließ sich etwas Zeit, der Vorgänger „The Ninth Hour“ datiert aus dem Jahre 2016. An dieser Stelle darf gern erwähnt werden, dass die Band seit exakt zwanzig Jahren unter diesem Namen agiert, Gründe für eine zünftige Feier gäbe es also genug.
„Gespür für gute Songs“
Liefert denn „Talviyö“ ebenfalls einen Grund, in Jubelarien auszubrechen? Die Frage darf natürlich jeder für sich selbst beantworten, denn polarisieren werden die Finnen ohnehin, zumal sie erneut aus ihrer eigenen Schablone ausbrechen, sofern je vorhanden. Gern lasse ich einfach mal alle vorherigen Schaffenswerke beiseite und betrachte dieses Album so, wie es ist. Und um es vorweg zu nehmen, es gefällt mir außerordentlich gut. Allerdings bedarf es dazu mehr als nur einen Durchlauf, auch wenn der Opener „Message From The Sun“ eigentlich perfekt auf die SONATA ARCTICA Fanschar zugeschnitten ist. Ein gradliniger Song mit Live-Potential, allerdings dennoch kein spektakulärer Auftakt. Doch mit „Whirlwind“ kann man sich auf andere Töne gefasst machen. Der Song geht tendenziell in Richtung Alternativ, setzt dabei allerdings immer wieder spannende Akzente der leicht progressiven Art. „Leicht“ ist dann auch eine Vokabel, die einem des öfteren einfällt. Schwer-metallische Riffs sucht man fast vergeblich, bekömmliche und ausgezeichnet in Szene gesetzte Melodien bestimmen das Bild. Ganz starke Tracks sind diesbezüglich das tanzbare „Cold“ oder das intensive „Demon‘s Cage“ wohingegen ich die Ballade „The Last Of The Lambs“, der von seiner Machart auf keiner 80er Jahre Hardrock-Platte hätte fehlen dürfen, eher als kleinen Lückenfüller bezeichnen möchte. Auch das abschließende „The Garden“ schlägt extrem ruhige Töne an, ist aber die eine oder andere Spur zu lang geraten.
Auch wenn es dem einen oder anderen eine Prise zu viel Schmuserock ist, die Kollegen um Sänger Tony Kakko haben einfach ein ausgezeichnetes Gespür für gute Songs und stellen uns ein durchweg starkes Album in die Läden, welches mit „A Little Less Understanding“ gegen Ende hin sogar noch mit einem echten Highlight aufwarten kann. Klar ist das kein Power Metal der alten Schule und wenn man Lust auf ein brachiales Gitarrengewitter verspürt, wäre „Talviyö“ vermutlich nicht die beste Wahl. Denn wie bereits angedeutet, funktioniert dieses Album nicht unbedingt beim ersten Durchlauf wie das auf Ex-Trinken einer Dose Bier. Nein, dieses Album ist eher wie eine gute Flasche Wein: Öffnen, dekantieren lassen und jeden Schluck genießen.
Frank Wilkens / 04.09.2019