Tyler – Don’t Play
„Maßgeschneidert für einen schönen Abend.“
Scheinbar gibt es mehr in Wien zu entdecken als nur den Prater und Mozartkugeln. In diesem speziellen Fall handelt es sich um Musikalisches, und Klassik ist hier nicht gemeint.
Mit ihrem Debütalbum „Don’t Play“ wollen uns die vier Österreicher von TYLER zeigen, was moderner Rock bieten kann, und das tun sie recht erfolgreich.
Das Gehörte stilistisch sicher einzuordnen ist schwierig, aber dass es sich sehr gut anhört, ist auf Anhieb festzustellen. Auch nach dem x-ten Durchlauf wurde ich des Albums nicht überdrüssig.
Dies liegt vor allem an der gebotenen Bandbreite rockiger Spielarten. Auch wenn man allgemein von einer Alternative-Indie-Rock-Scheibe reden kann, sind immer wieder Facetten zu entdecken, die zuvor noch nicht wahrgenommen wurden und die den Genre-Rahmen etwas sprengen.
So stößt der Hörer unter anderem auf Einflüsse des Grunge sowie auf Elemente zeitgenössischer amerikanischer Rockbands, wie z.B. frühe HOOBASTANK, um mal eine bekanntere zu nennen. Bei den Balladen erinnert die Stimme des Sängers ein wenig an Chris Cornell, und überhaupt sind die SOUNDGARDEN der späteren Schaffensperiode sicherlich ein Einfluss.
Allerdings gelingt es TYLER eine sehr eigenständige Musik zu bieten, ungeachtet der genannten Einflüsse.
Besonders ansprechend ist hierbei das Wechselbad der Gefühle, welches musikalisch glänzend in Szene gesetzt ist. Von Wütendem bis zu Fröhlichem und dann wieder Melancholisch-traurigem findet man alles, und das teilweise im selben Song, wie z.B. dem sehr schönen „Can’t Break Me“, in dem die Wut vorherrscht, aber dann mittendrin ein fröhlicher Part kommt, ohne einen unangenehmen Stimmungsbruch zu erzeugen, vielmehr wird das Verständnis für die Wut hierdurch gesteigert.
Nachdenklichkeit, Liebe und Frustration sind ebenso vertreten und runden das Gefühlserleben auf „Don’t Play“ ab.
Dabei fürchtet sich der Vierer auch nicht vor Klavier- oder Mellotron-Einsatz, oder vor dem Einflechten von Streichern. Es gelingt so stets die heraufbeschworene Stimmung zu untermalen, auch und gerade mit den schönen Texten.
Natürlich verzichtet man dabei nicht auf tatkräftige Unterstützung der Saitenfraktion und hier glänzt unter anderem das sehr gelungene „Windmill“ sowie der Opener „Seperated“. Allerdings könnte dies etwas öfter der Fall sein, denn härtere, aber dennoch gefühlsbetonte Stücke gehören absolut zu den Stärken des Quartetts.
Allen Kompositionen gemein ist die Ohrwurm-Qualität, etwas womit eigentlich auch ein gewisses Hitpotential einhergeht, da die Musik von TYLER sicherlich radiokompatibel ist. Damit verschenken die Österreicher um Sänger, Gitarrist, Songwriter und Produzent Lukas Hillebrand vielleicht die Möglichkeit zu noch mehr Tiefgang der Stücke, aber wirklich enttäuscht ist man angesichts der hohen Qualität des Albums nicht. Vor allem, da die Band immer sehr ehrlich klingt.
Es wäre schön mal wieder was gutes im Radio zu hören, und die Österreicher fallen in diese Kategorie.
Jeder mit einem Herz für alternativen Rock sollte dringend mal in „Seperated“, „Want The Sun“ und „Windmill“ reinhören, es lohnt sich auf jeden Fall.
Mr.Vandemar / 18.04.2005